Größe

Kommt es auf die Größe an?

Für die meisten Wintersportler ist die Größe eines Skigebietes ein wichtiges Kriterium bei der Wahl ihres Urlaubszieles. Die Größe eines Skigebietes machen Wintersportler überwiegend an der Gesamtlänge der angebotenen Abfahrten fest und hier gilt unbestritten: je länger desto besser. Auch für den Tagesgast sind die Größe des Skigebietes und die Pistenvielfalt ausschlag-gebend, so das Fazit einer Studie des Fachverbands der Österreichischen Seilbahnen.

Potenzielle Kriterien für die Messung der Skigebietsgröße

Bei jedem Vergleich der Größe von Skigebieten stellt sich zunächst die Frage, wie man diese Größe überhaupt messen soll? Zur Wahl stehen dabei verschiedene Variablen:

Länge der Abfahrten

Die Gesamtlänge der Abfahrten (inkl. Pisten, Skiwegen und Skirouten) in Kilometern gilt in Europa bislang als das Maß der Dinge – mit allen beschriebenen Problemen.

Fazit: Die Länge der Abfahrten sollte ein zentraler Aspekt bei der Ermittlung der Skigebietsgröße sein und wird daher selbstverständlich berücksichtigt.

Anzahl der Abfahrten

Während die Anzahl der Abfahrten in Mitteleuropa eine untergeordnete Rolle spielt und erst zuletzt in Frankreich öfter kommuniziert wird, wurde sie in anderen Teilen der Welt schon immer beworben, besonders intensiv im Osten Nordamerikas. Werbewirksam hochgetrieben wird dieser Wert durch die Gliederung von Abfahrten in obere, mittlere und untere Sektion.

Fazit: Die Anzahl der Abfahrten sollte nicht nur wegen uneinheitlicher Zählweisen für die Größenmessung nicht berücksichtigt werden. Auch für die Vielfalt des Terrains ist sie kein verlässliches Indiz, denn in manchen Skigebieten treiben viele parallele Pisten mit identischem Charakter die Zahl nach oben.

Befahrbare Fläche
Quelle Skigebiete, links Sugarbush, rechts der Kronplatz.

In Nordamerika ist die befahrbare Fläche die Kennziffer für die Skigebietsgröße. Sie schließt in der Regel sowohl präparierte Pistenflächen als auch zum Skifahren freigegebene, nicht präparierte Flächen abseits der Pisten ein. Dabei werden in Nordamerika häufig auch Flächen von Felsen, Bäumen und Gebäuden eingerechnet – oder solche, zu denen kein Lift führt.

Fazit: Die befahrbare Fläche sollte für die Größenermittlung berücksichtigt werden, da sie die Breite von Pisten einbezieht. Die folgenden Abbildungen illustrieren, dass die Breite einen Unterschied macht.

Eine ausführliche Darstellung des Konzepts zur Ermittlung der befahrbaren Fläche, welches die unterschiedlichen Philosophien in Europa und Nordamerika auf einen Nenner bringt, finden Sie hier.

Anzahl der Liftanlagen

Weltweit eine zentrale Kenngröße, insbesondere im ostasiatischen Raum und in Skandinavien. Im Zuge der vielerorts erfolgenden Bereinigung des Anlagenbestands verliert sie allerdings an Bedeutung

Fazit: Die Anzahl der Liftanlagen ist nicht geeignet, tatsächliche Größe zu messen. In Skandinavien führen nicht selten drei parallele Schlepplifte auf einen Hang, wo es anderswo eine Sesselbahn tut. Mancher Lift erschließt nur 100 Meter Piste, manch anderer volle 20 Kilometer Abfahrten.

Ausdehnung des Skigebiets
Quelle Bildhintergrund: Google Earth

Spricht man von der „Größe“ eines Landes meint man in der Regel nicht die Länge des dortigen Autobahn- oder Glasfasernetzes sondern seine Fläche. Demzufolge ist Russland das „größte“ Land der Erde. Insofern muss man bei der Betrachtung der Größe von Skigebieten auch deren flächenhafte Ausdehnung berücksichtigen. Diese umfasst jene Fläche, die man nicht verlassen kann, ohne eine Piste oder einen Lift des betreffenden Skigebietes zu queren. Einige nordamerikanische Skigebiete geben als Größenwert nicht die befahrbare Fläche ihres Areals sondern die Gesamtausdehnung an.

Fazit: Die Ausdehnung hat Relevanz für die Bemessung der Skigebietsgröße und sollte berücksichtigt werden. So kann ein flächenmäßig großes Skigebiet bei einem relativ dünnen Pistennetz größer wirken als ein Areal mit einer größeren Abfahrtslänge auf kleinerem Raum. Die nebenstehende Abbildung verdeutlicht das am Beispiel der Skigebiete Davos Parsenn und Sunday River, die beide um die 80 Abfahrts-kilometer messen – bei sehr unterschiedlicher Ausdehnung.

Anmerkung zum Bild: Die Ausdehnung des Skigebiets Sunday River ist als grüne Fläche dargestellt, die von Davos-Parsenn ist weiß umrandet.

Erstreckung
Quelle Bildhintergrund: Google Earth

Selbst Skigebiete, die eine weitgehend identische Abfahrtslänge, Ausdehnung und befahrbare Fläche haben, können sich bei der Erstreckung deutlich unterscheiden. Die Erstreckung bezeichnet die größte Luftlinien-Distanz zwischen zwei Punkten im Skigebiet. Kommuniziert wird die Erstreckung bislang nur in Einzelfällen.

Fazit: Je größer die Erstreckung, desto höher die Wahrscheinlichkeit von Wechseln im Landschaftsbild, daher sollte sie als ergänzender Aspekt bei der Größenmessung berücksichtigt werden.

Anmerkung zum Bild: Die Ausdehnung des Skigebiets Winter Park ist als grüne Fläche dargestellt, das Luftbild zeigt das Skigebiet Hochkönig.

Höhendifferenz
Quelle Bildhintergrund: Google Earth

Skigebiete dehnen sich nicht nur in die Breite sondern auch in die Höhe – zumindest alpine Skigebiete, sonst blieben sie ja nordische. Die maximale Höhendifferenz spielt in der Kommunikation nordamerikanischer Skigebiete teils eine große Rolle, in Europa hingegen kaum und das obwohl europäische Skigebiete wesentlich größere Höhendifferenzen aufweisen. Und je größer diese Differenz, als desto „alpiner“ könnte man ein Skigebiet bezeichnen.

Fazit: Interpretiert man Größe wie bei einem Menschen als Länge vom Scheitel bis zur Sohle, dann können auch Skigebiete, die einen besonders langen Weg von höchsten zum tiefsten Punkt haben, als besonders groß bezeichnet werden. Nicht zuletzt, weil die Überwindung unterschiedlicher Klimazonen (vom Gletscher bis in den Laubwaldgürtel) und das Erleben großer Temperaturdifferenzen diese Höhendifferenz erlebbar macht. Daher sollte die gesamte Höhendifferenz vom niedrigsten bis zum höchstgelegenen Pistenabschnitt Eingang in die Größenmessung finden (die ununterbrochen fahrbare Höhendifferenz wird über die längste Abfahrt berücksichtigt).

Anmerkung zum Bild: Die linke Abbildung zeigt den Titlis mit seinen 2.044 Höhenmetern, die rechte zeigt das Kühtai mit seinen 620 Höhenmetern.

Topografie
Quelle Skiliftkarussell Winterberg/Hollimont

Auch Skigebiete, die über die identische Gesamtlänge der Abfahrten, gleich viel Fläche, übereinstimmende Erstreckung und gleiche Höhenunterschiede verfügen, können sich trotzdem deutlich voneinander unterscheiden und zwar in ihrer Topografie. Man kann 30 Pistenkilometer auf einer komplett in eine Himmelsrichtung exponierten Bergflanke mit 400 Höhenmetern unterbringen, sie können sich aber auch über in vier Himmelsrichtungen weisende Flanken mehrerer Berge erstrecken. Durch die in letzterem Fall gebotenen Perspektivwechsel wirkt ein solches Gebiet wesentlich größer, trotz identischer Statistik.

Die beiden Skigebiete Holimont und Winterberg haben jeweils rund 24 Pistenkilometer, um die 130 Hektar Ausdehnung und etwa 200 Höhenmeter. Doch sämtliche Pisten von Holimont liegen auf einem langgezogenen Nordhang, während im Winterberger Liftkarussell sieben Gipfel und 15 Bergflanken erschlossen sind.

Mit dem Kriterium Topografie kann auch die durch keine andere Kennziffer erfasste Struktur des Geländes in die Bewertung der Größe einfließen, ausgedrückt in der Anzahl unterschiedlicher Skigipfel und erschlossener Bergflanken. Daher sollte die Topografie berücksichtigt werden.

Beförderungsleistung der Liftanlagen

Die stündliche Beförderungsleistung in Personen pro Stunde wird vielfach kommuniziert, aber selten in einem werblichen Sinn. Fast ausschließlich in Nordamerika wird gelegentlich auch die vertikale Transportleistung der Liftanlagen kommuniziert.

Fazit: Für den Gast spielt die Beförderungsleistung nur im Verhältnis mit der Anzahl der Skifahrer eine Rolle, weil sie Einfluss auf die Wartezeiten hat. Für die Größe hat sie jedoch keine Relevanz.

Ersteintritte

Diese Kennzahl ist das Maß für den Erfolg eines Skigebietes und seine Marktanteile.

Fazit: Für den Gast ist die Besucherzahl eines Skigebietes als Kriterium für dessen Größe irrelevant. Auch wenn die Zahl der Ersteintritte im Verhältnis mit anderen Kennziffern qualitative Aussagen ermöglichen kann.

Längste Abfahrt

Die längsten Abfahrten eines Skigebietes sind so etwas wie der kleine Bruder der Gesamtpistenlänge. Prädikate wie „längste Abfahrt Europas“ können imagetechnisch einiges an Gesamtpistenlänge wettmachen. Zweifelsohne geht von Abfahrten über zehn, zwölf Kilometer ununterbrochener Länge eine große Faszination aus und nicht wenige dieser Strecken tragen Namen, die man als Skifahrer schon mal gehört hat: Parsenn, Sarenne oder Hochjoch-Totale sind nur einige.

Fazit: Die längste Abfahrt sollte ergänzend Eingang in die Bewertung der Skigebietsgröße finden, da sie für so manches Skigebiet ein Aushängeschild darstellt.

Es verbleiben also folgende Parameter für die Bemessung der Größe eines Skigebietes:

  • Gesamtlänge der Abfahrten (Schneesportabfahrten bzw. organisierter Skiraum, also Länge der Skipisten, Skirouten, Sonderflächen und Skiwege in Kilometern)
  • befahrbare Fläche (markierte und gesicherte Fläche innerhalb der Skigebietsgrenzen in Hektar)
  • Ausdehnung des Skigebietes (durch Lifte und Pisten umschlossener Raum in Quadratkilometern)
  • Erstreckung des Skigebietes (größte Luftliniendistanz zwischen zwei Punkten innerhalb des Skigebietes in Kilometern)
  • Höhendifferenz (Differenz in Metern zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Punkt im Netz der Abfahrten)
  • Topografie (Anzahl der im Skigebiet gelegenen Gipfel und Geländekammern)
  • längste Abfahrt (längste nicht durch Zwischenanstiege unterbrochene Abfahrt in Kilometern).

Aber wie lassen sich diese sehr verschiedenen Merkmale zu einem einzigen Wert für die Größe eines Skigebietes zusammenfassen? Dafür bedarf es zunächst der Klärung der Frage, welches Gewicht die aufgeführten Parameter dafür haben, wie die Größe eines Skigebietes durch den Gast subjektiv empfunden wird. Denn diese Empfindung soll der Größenwert möglichst genau abbilden.
Als Grundlage für eine solche Gewichtung wird daher eine Online-Befragung durchgeführt. Der Stand der Ergebnisse sieht folgendermaßen aus.

Im Rahmen der Befragung werden die Kriterien zunächst wie oben erläutert und abschließend folgende Frage gestellt: „Bitte bewerte nun, wie wichtig Dir die dargestellten Kriterien im Hinblick auf die tatsächlich empfundene Größe eines Skigebietes erscheinen. Du kannst insgesamt 100 Punkte vergeben. Diese können komplett auf ein Kriterium gesetzt oder beliebig auf die unterschiedlichen Kriterien verteilt werden.“

Dabei wurde das Kriterium Gesamtlänge der Abfahrten in „Länge der Pisten, Sonderflächen und Skirouten“ einerseits und „Länge der Skiwege“ andererseits untergliedert.
Damit wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass mittels Skiwegen ungleich leichter „Länge gemacht“ werden kann, eine Länge allerdings, die in ihrer Bedeutung für die empfundene Größe eines Skigebietes wesentlich geringer gewichtet ist, als jene der Pisten und Skirouten.

Ein Beispiel für ein Skigebiet, das sehr viele seiner Längenkilometer Skiwegen verdankt, ist Beaver Creek in Colorado. Mehr als 1/3 der gesamten Abfahrtslänge entfällt hier auf die Kategorie der Skiwege.

Während die Kategorie „Länge der Pisten, Sonderflächen und Skirouten“ im Durchschnitt 33,2 Prozent der zu vergebenden Punkte erhielt und damit erwartungsgemäß das bedeutendste Einzelkriterium ist, erhielten die Skiwege nur 5,0 Prozent. Zweitwichtigstes Merkmal ist die befahrbare Fläche, dicht gefolgt von Höhendifferenz und Topografie. Etwas abgesetzt folgen Ausdehnung, Erstreckung und längste Abfahrt mit Werten zwischen 7,4 und 8,5 Prozent.

Mit Hilfe dieser Befragungsergebnisse können die Werte der einzelnen Kriterien gewichtet und zu einem einzigen Wert der Skigebietsgröße zusammengefasst werden. Diesem Wert haben wir den Namen Skimeilen® gegeben. Wie die Skimeilen® ermittelt werden, wird hier erläutert.